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AUTORIN DES MONATS · RECHTaktuell 04/2024

„Ich bin angekommen“

Die MANZ-Autorin ist ist Abteilungsleiterin für Internationales Steuerrecht im BMF.
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Redaktion
Reinhard Ebner
Datum
30. Juli 2024

„Ich übe meinen Traumberuf aus“, meint Sabine Schmidjell-Dommes. Als Abteilungsleiterin für Internationales Steuerrecht im Bundesministerium für Finanzen hat sie die Möglichkeit, die Entwicklungen im Steuerrecht aktiv mitzugestalten.

Das Recht hatte Sabine Schmidjell-Dommes eigentlich nicht im Blick, als sie an der Wirtschaftsuniversität Wien das Studium der Betriebswirtschaft aufnahm. Das sollte sich ändern, als das Steuerrecht im Lehrplan auftauchte.

„Ich merkte schnell, dass mir die juristischen Fächer Spaß machen“, erklärt sie. „Mir gefiel die Falllösungskompetenz, die diese erforderten, und der besondere Konnex zur Praxis, also zum ,echten Leben‘. Hinter jedem Fall steht ein Sachverhalt, eine individuelle Geschichte.“ Zum Teil lag es wohl auch an den lebhaften Vortragenden. Gut in Erinnerung sind ihr die Lehrveranstaltungen von Universitätsdozent Fritz Fraberger.

Ihre Diplomarbeit führte sie unter anderem an die Pariser Sorbonne. „Andere Länder und das Weltgeschehen haben mich schon immer fasziniert.“ Das Thema der Arbeit: die Behandlung von Forschung und Entwicklung im Steuerrecht.

Als in dieser Zeit eine Assistenzstelle an der Universität frei wurde, ergriff sie die Gelegenheit. „Drei Jahre später traf ich zufällig Helmut Loukota bei einem Event.“ Der damalige Leiter der Abteilung für Internationales Steuerrecht im Finanzministerium erwähnte beiläufig eine offene Stellenausschreibung. „Mein Interesse war geweckt – auch deshalb, weil dort damals bereits eine sehr geschätzte Kollegin vom Institut für Internationales Steuerrecht, Judith Herdin-Winter, tätig war.“

„Auf internationaler Ebene tut sich viel im Steuerrecht, es sind spannende Zeiten.“

SABINE SCHMIDJELL-DOMMES


Auf internationalem Parkett

Schmidjell-Dommes bewarb sich, stieg als Referentin in der Abteilung ein und stieg in der Folge zur stellvertretenden Leiterin sowie 2016 zur Leiterin der Abteilung für Internationales Steuerrecht auf. Ein „perfect match“ sozusagen. „Hier bin ich angekommen, der Beruf verbindet alle meine Interessen.“

Spannend findet die Steuerrechtsexpertin den persönlichen Umgang und die Gestaltungsspielräume. „Unter anderem geht es darum, unterschiedliche Standpunkte auszuloten und Kompromisse zu finden – nicht nur auf politischer, sondern gerade auch auf internationaler Ebene.“

Schmidjell-Dommes fungiert auch als Verhandlungsleiterin bei DBA-Verhandlungen. Die Arbeit geht ihr in diesem Bereich nicht aus. „Zum einen gibt es eine Reihe von bestehenden Doppelbesteuerungsabkommen, wo eine Revision erforderlich ist. Zum anderen ist das ein laufendes Thema, weil mit vielen Staaten eben noch kein Doppelbesteuerungsabkommen verhandelt werden konnte.“

Als österreichische Delegierte ist sie weiters in diverse Arbeitsgruppen der OECD eingebunden. Gerade auf internationaler Ebene tue sich zurzeit sehr viel, beobachtet sie. Während die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung an einer globalen Steuerreform bastelt, suchen auch die Vereinten Nationen nach ihrem Platz in der Steuerwelt.


MANZ-Tagungen und -Werke

Viel unterwegs ist die BMF-Abteilungsleiterin im Zuge von Vorträgen. „Für mich ist es wichtig, sozusagen als Feedbackschleife, mit den Vertreterinnen und Vertretern der Praxis Kontakt zu halten.“

Zuletzt hat sie etwa auf der „Jahrestagung Unternehmensbesteuerung 2024“ der MANZ Rechtsakademie gesprochen. Thema waren die aktuellen Entwicklungen im internationalen Konzernsteuerrecht, wobei sich Schmidjell-Dommes ganz besonders aktuellen Fragestellungen, den Herausforderungen für Unternehmen und Lösungsansätzen in der Praxis widmete.

Auf dem Laufenden bleibt sie nicht zuletzt durch ihre regelmäßigen Besprechungen zur aktuellen Rechtsprechung in Fachzeitschriften. Das geschieht in der Freizeit. „Das Abendprogramm ist dadurch zwar oftmals vorgezeichnet, aber ein gut geschriebenes Judikat zu einer spannenden Rechtsfrage macht durchaus auch Spaß.“

Bei MANZ zeichnet sie darüber hinaus gemeinsam mit Helmut Loukota, Heinz Jirousek und Veronika Daurer für ein Loseblattwerk zum Internationalen Steuerrecht verantwortlich, die letzte Lieferung erfolgte im Jänner dieses Jahres. Auch ein Skriptum für Studierende, Berufsanwärter:innen und Praktiker:innen hat sie verfasst.


Lehre mit Mehrwert

So ganz hat die ehemalige Universitätsmitarbeiterin der Welt der Lehre dann aber doch noch nicht Ade gesagt. Im Rahmen von Blockseminaren unterrichtet sie regelmäßig an der WU Wien und an der Paris Lodron Universität Salzburg. „Zumindest, soweit es die Zeit erlaubt“, schränkt sie ein. „Ich habe immer gern unterrichtet und hoffe, dass ich durch meinen Bezug zur Praxis einen Mehrwert für Studierende bieten kann.“

Ihre Arbeit im Finanzministerium macht Sabine Schmidjell-Dommes immer noch besondere Freude. Der Zusammenhalt unter der Kollegenschaft und die erfüllende berufliche Tätigkeit helfen ihr auch in einer schwierigen Zeit: Im Dezember des Vorjahres kam ihr Ehemann bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben.

In manchen Dingen tritt sie daher etwas kürzer. „Ich habe die Zeit für meine Hobbys und Nebentätigkeiten auf ein Minimum zurückgeschraubt. Meine freie Zeit und meine Kraft gehören jetzt ganz meinen beiden Kindern.“

Unterstützung in jeder Hinsicht erhält sie von ihrem „tollen Team“: „Die Kolleginnen und Kollegen zaubern immer noch jeden Tag ein Lächeln auf meine Lippen.“

Sämtliche Titel von Sabine Schmidjell-Dommes können Sie im MANZ Webshop bestellen.

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RECHTaktuell 04/2024