„Menschenrechte gehen alle etwas an“
Zuletzt äußerte sich Fremuth häufig zu Covid-19 – gerade im Zusammenhang mit der Impfpflicht wie auch mit den Corona-Demos. Dass er eine Impfpflicht unter bestimmten Voraussetzungen für rechtskonform befand und zugleich das Recht, dagegen zu demonstrieren, verteidigte, schaffte ihm Gegner auf beiden Seiten.
Von Impfpflicht bis Lieferkettenverantwortung
„Ich erhielt sowohl von Corona-Leugnern als auch von Impfbefürwortern, denen die regelmäßigen Demonstrationen zu weit reichen, Beschwerden und mitunter auch Beleidigungen. Dabei ist es das, was Wissenschaft ausmacht: Selten lautet eine Antwort schlicht Ja oder Nein und häufig gilt es, verschiedene Vorbehalte anzubringen. Als Forschungsinstitut muten wir den Menschen bewusst auch Ambivalenz und Differenzierung zu.“
Das LBI-GMR arbeitet mit NGOs, aber auch mit Unternehmen zusammen. Bei Letzteren steigt zum einen das Bewusstsein für das Thema Menschenrechte, zum anderen kommen durch den Gesetzgeber neue Herausforderungen auf die Betriebe zu. Fremuth verweist in diesem Zusammenhang auf Vorschläge der EU-Kommission hinsichtlich der Umsetzung einer Lieferkettenverantwortung, die künftig auch in Österreich umzusetzen sein werden.
Fulminanter Start: Human Rights Master
Im Bereich der Lehre zeichnet der Institutsdirektor neben seiner regulären Vorlesungstätigkeit auch für den Studiengang „Human Rights Master“ an der Uni Wien verantwortlich, der im Oktober des Vorjahres begonnen hat. „Uns ist ein fulminanter Start gelungen!“ Aufgrund der hohen Anzahl an Bewerbungen hat Fremuth die Teilnehmerzahl schließlich sogar auf 27 erhöht.
Sowohl auf organisatorischer wie auf inhaltlicher Ebene wurde die Ausrichtung des Instituts seit Fremuths Start angepasst. „Wir haben Strukturen vereinfacht, um den Forscherinnen und Forschern mehr Gestaltungsraum und Sichtbarkeit zu schaffen.“
Neue Schriftenreihe im MANZ Verlag
Eine Kooperation konnte Mitte des Vorjahres auch mit dem MANZ Verlag abgeschlossen werden. Wie es dazu kam, schildert Fremuth so: „Ich kannte MANZ als den Platzhirschen unter den juristischen Verlagen in Österreich und habe selbst über die Jahre zahlreiche Publikationen aus diesem Haus erworben. Daher habe ich mir gedacht, ich versuche es einfach, und habe ganz unbedarft via E-Mail bezüglich einer möglichen Zusammenarbeit vorgefühlt.“
Was folgte, war ein gemeinsamer Termin mit Verlagsleiter Heinz Korntner und Programmbereichsleiterin Hemma Korinek. „Noch an Ort und Stelle haben wir entschieden, dass wir miteinander können und wollen.“ Das Ergebnis des gemeinsamen Brainstormings war schließlich die nun im Entstehen begriffene Schriftenreihe „Menschen.Rechte!“.
Menschenrechtskonvention bis International Criminal Law
In Kürze erscheint das erste Buch, ein Tagungsband zum Jubiläum der Europäischen Menschenrechtskonvention. Die entsprechende Tagung hatte im Mai 2021 in der Sky Lounge der Universität Wien stattgefunden und spannende Vorträge sowie einen fruchtbaren Austausch unter den hochkarätigen Gästen gebracht.
Auch die folgenden beiden Bände sind bereits fixiert: Voraussichtlich gegen Ende 2022 erscheint eine monographische Behandlung staatlicher Untersuchungspflichten beim Tod von Migrantinnen und Migranten. 2023 folgt ein Buch zur Tagung „International Criminal Law before Domestic Courts“, die im Oktober des Vorjahres abgehalten wurde. „Das Interesse war so groß, dass wir uns letztlich für eine vier Tage währende Präsenzveranstaltung entschieden haben“, so Fremuth. „Ein begleitender Workshop gemeinsam mit dem Justizministerium war für unsere Third Mission, also das Ausreichen in die Praxis, ebenfalls sehr wichtig.“
Besonders freut sich der Direktor schon jetzt auf die Wiener Menschenrechtskonferenz 2023, bei der ein doppeltes Jubiläum gefeiert werden kann: 30 Jahre UNO-Menschenrechtskonferenz in Wien und – damit in direktem Zusammenhang stehend – 31 Jahre LBI-GMR, das 1992 als „Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte“ von Felix Ermacora, Manfred Nowak und Hannes Tretter gegründet wurde. Auch zu dieser Veranstaltung wird es einen Tagungsband in der MANZ-Schriftenreihe geben.
Gekürzte Version der „Workstory“ aus der Zeitschrift RECHTaktuell. In der Langfassung erläutert Michael Lysander Fremuth unter anderem den erweiterten thematischen Fokus des LBI-GMR. Den gesamten Artikel lesen Sie im ePaper der RECHTaktuell 2/2022. Den ersten Band der Schriftenreihe „Menschen.Rechte!“ können Sie in Kürze im MANZ-Webshop bestellen.