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AUTOR DES MONATS · RECHTaktuell 02/2022

Christian Feltl

Der Dozent an einer Privatuniversität ist auch Berater einer Rechtsanwaltskanzlei und passionierter Autor juristischer Fachliteratur. Er mag die Sprache und sein Leben in Wien. Nur wer die Gerichtsentscheidungen kennt, kennt auch die Gesetze, ist er überzeugt.
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Redaktion
Karin Pollack
Datum
28. März 2022

Spaziergänge im Unternehmensrecht
 

Mitunter zeichnen sich Lebenswege sehr früh ab. Über Christian Feltl gibt es eine Anekdote, die seine Großmutter oft erzählte: Eines Tages kam ihr Enkelsohn vom Kindergarten nach Hause, wütend, weil er mit einem Freund gestritten hatte und sich durch und durch ungerecht behandelt fühlte. Zornig schloss er seinen Bericht mit den Worten: „Den verklage ich.“ Für die Großmutter war klar: Der kleine Bub würde eines Tages in die Fußstapfen seines Vaters treten.
 

Christian Feltl kommt aus einer Juristenfamilie. Geboren 1981 in Wien und aufgewachsen mit einer jüngeren Schwester, verlebte er, wie er sagt, eine wohlbehütete Kindheit in Neuwaldegg. „Mein Vater wie schon mein Großvater und zwei meiner Onkel waren Juristen, und sie alle haben mich auf ihre Weise geprägt,“ sagt er traditionsbewusst.
 

„Bücher sind mein Aushängeschild.“

CHRISTIAN FELTL, RECHTSANWALT
 

Sprache als Instrument
 

Nach der Volksschule in Neuwaldegg besuchte Feltl das Schottengymnasium, wo er „Deutsch liebte und die Naturwissenschaften hasste.“ Dass er nach der Matura 1999 Rechtswissenschaften studieren würde, war von vornherein klar, doch als er, der sich selbst stets als Leser und Schreiber betrachtete, in einer der ersten Lehrveranstaltungen vom großen Juristen Heinz Krejci hörte, dass die Sprache das wichtigste Instrument eines Juristen sei, fühlte er, dass er angekommen war.
 

Jus machte ihm Spaß, besonders das Handelsrecht. Prägend war für ihn sein damaliger Institutsvorstand Josef Aicher, der ihn zum wissenschaftlichen Arbeiten ermunterte. „Es gab genug zu tun, denn wir hatten am Institut immer auch juristisch-knifflige Fragen, die von Anwälten aus der Praxis an uns herangetragen wurden“, erinnert er sich. Auf diese Weise entstand auch die Idee zu seiner Dissertation, die er einem sehr spezifischen Problemfeld an der Schnittstelle von österreichischem und englischem Gesellschaftsrecht gewidmet hat.
 

„Gesetze sind nur ein Fahrplan, wer die Gegend richtig kennenlernen will, muss wissen, wie die Gerichte entschieden haben“, zitiert Feltl den großen Handelsrechtler Heinrich Demelius, sein eigenes Verständnis widerspiegelnd. Er startete eine rege Publikationstätigkeit. 2006 wurde er Assistent bei Susanne Kalss an der Wirtschaftsuniversität, absolvierte ein LL.M.-Studium in Wien und arbeitete schließlich bei Josef Aicher als Post-Doc-Assistent. Die Veröffentlichung einer mehrfach ausgezeichneten Arbeit zum Beschlussmängelrecht im Jahr 2014 war der Auftakt für eine überaus fruchtbringende Zusammenarbeit mit MANZ.
 

„Bücher sind mein Aushängeschild“, sagt Feltl und bezieht es auf seine juristische Laufbahn, die mittlerweile aus unterschiedlichen Bereichen besteht. Da ist zum einen die Verankerung in der akademischen Welt. 2014 bekam er das Angebot, als Dozent für Unternehmensrecht an der Privatuniversität Schloss Seeburg in Salzburg zu arbeiten. Sein zweites Standbein ist die beratende Tätigkeit für Anwälte – „Of Counsel“, eine Spezial-Dienstleistung, die er seit Kurzem unter dem Dach der Anwaltskanzlei Maybach Görg Lenneis Geréd anbietet. Und drittens ist Christian Feltl erfolgreicher MANZ-Autor. 2018 hat er die veraltete Große Gesetzesausgabe zum HGB auf den neuesten Stand gebracht – inklusive Gerichtsentscheidungen. Täglich und mit eiserner Konsequenz hat er sich durch die Materie gearbeitet und irgendwann war dann das Ende des Tunnels da. Sprich: ein praxisnahes, aktualisiertes Nachschlagewerk.
 

Das Buch wurde ein großer kommerzieller Erfolg, weshalb Feltl sich für MANZ ins GmbH-Gesetz stürzte. „Nach dem UGB dachte ich, es würde ein Spaziergang, aber es sind wieder fast 1 000 Seiten geworden“, lacht er.
 

Nah und fern
 

Apropos Spaziergänge: Die macht Christian Feltl heute noch gerne als Kontrastprogramm zu seiner Paragrafenarbeit. Er wohnt mittlerweile im Nachbarhaus seiner Eltern in Neuwaldegg, arbeitet von zu Hause und freut sich, wenn sein kleiner Neffe vorbeischaut. Auch sein Freundeskreis ist seit Jugendtagen stabil. „Wenn es um Familie und Freunde geht, bin ich nähebedürftig“, sagt er. Dass er seit 36 Jahren mit Familie und Freunden in der immer gleichen Woche ins gleiche Hotel nach Südtirol auf Skiurlaub fährt, ist ganz nach seinem Geschmack.
 

Doch hier und da zieht es ihn auch weiter weg. In seine Lieblingsstadt New York „und anschließend auf die Bahamas, eine tolle Kombination“, sagt er, weil er das Licht und die tropische Wärme mag. Immer wieder ist Christian Feltl auch in den Ländern der einstigen Habsburgermonarchie unterwegs, zum Beispiel in Lemberg, wo es ihm besonders gut gefällt. Dass in der Ukraine nun Krieg herrscht, macht ihn traurig.
 

Welche Ziele er hat? Wenn die ihm verhasste Pandemie endlich vorbei sein wird, würde er gerne mal nach Französisch-Polynesien reisen, und wichtiger noch: eine Frau fürs Leben finden. Sie fehlt ihm noch zum Glück.

Sämtliche Titel von Christian Feltl können Sie im MANZ Webshop bestellen.

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