Katharina Pabel
Katharina Pabel ist seit drei Jahren Professorin an der Wirtschaftsuniversität in Wien. Am liebsten beschäftigt sie sich mit den Bereichen, wo Recht, Politik und Geschichte aufeinandertreffen.
Anfang Februar ist nicht viel los an der Wirtschaftsuniversität in Wien. Die Studierenden haben keine Vorlesungen und auch Katharina Pabel packt gerade ihre Sachen, weil sie „ein bisschen Sonne braucht“, sagt sie mit Blick auf den grünen Prater vor ihrem Fenster, der im Februar schon viel zu lange braun ist. Die Tatsache, dass es im letzten Termin vor ihren Ferien um ihre Biografie gehen soll, ist für Pabel überaus ungewohnt. Doch weil sie dem MANZ Verlag seit vielen Jahrzehnten verbunden ist, hat sie zugestimmt.
Zusammenspiel von Recht, Politik und Geschichte
Katharina Pabel wurde 1969 in Bonn geboren, „in eine große Familie, in der es neben vielen anderen Berufen auch Juristen gab“, erzählt sie. In der Schule mochte sie Musik, Französisch und Mathematik und hatte nach dem Abitur 1988 „eher das Problem, zu viele Interessen zu haben“. Letztendlich entschied sie sich für ein Studium der Rechtswissenschaften in Bonn und erkannte bald, dass ihr Öffentliches Recht am meisten zusagte. Wissen, wie der Staat funktioniert. „Da treffen Recht, Politik und Geschichte aufeinander“, sagt sie und erinnert sich, wie hochaktuell das nach dem Fall der Berliner Mauer war.
Nach dem Staatsexamen 1993 konnte Pabel als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bundestages erleben, wie dynamisch Gesetzwerdungsprozesse in der Realität ablaufen. Sie empfindet es „als Privileg, dabei gewesen zu sein“. Doch grundsätzlich zog es sie eher an die Universität, weil sie das unabhängige, selbstbestimmte Arbeiten mag. Als Assistentin von Klaus Schlaich am Institut für Öffentliches Recht an der Uni Bonn startete sie mit ihrer Dissertation und eigenen Lehrveranstaltungen. Als der österreichische Jurist Christoph Grabenwarter Nachfolger von Schlaich wurde, kam „frischer Wind“ ins Institut, erinnert sie sich. Der Österreicher war fachlich intensiv mit der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) befasst und zog Pabel für Publikationsprojekte heran. Die Zusammenarbeit erwies sich als überaus effizient.
Mittlerweile publiziert sie seit vielen Jahrzehnten zum Thema und verfasste zusammen mit Grabenwarter ein Kurzlehrbuch, das in siebter Auflage bei MANZ erscheint. Aufmerksam verfolgte sie die Transformation der Staaten Mittel- und Osteuropas in demokratische Rechtsstaaten. Diese Entwicklung mitgestaltet zu haben, entspricht ihren berufl ichen Idealen. Als Grabenwarter 2002 von Bonn nach Graz wechselte, kam Pabel, die 2001 promoviert hatte, mit. 2006 folgte sie ihm dann an die Wirtschaftsuniversität in Wien. „Ich hatte nie ein Problem mit Ortswechseln“, sagt sie. Inhaltlich beschäftigte sie sich im Rahmen ihrer Habilitation mit einem Vergleich der Kontrollfunktion des österreichischen und des deutschen Parlaments. „Es ist vieles ähnlich, aber keineswegs gleich“, beschreibt sie eine minutiöse Arbeit, die sie 2009 abschloss.
Lehrstuhl für öffentliches Recht in Linz
Ihren ersten eigenen Lehrstuhl für Öffentliches Recht bekam sie nach einer Lehrstuhlvertretung in Köln 2010 an der Johannes-Kepler-Universität in Linz. „Das war beruflich ein großer Schritt und eine wunderbare Erfahrung, weil meine Kolleg:innen in Linz mir das Ankommen dort sehr leicht gemacht haben“, sagt sie. Der Austausch zwischen Universität, den Behörden und der Gerichtsbarkeit ist in Oberösterreich eng. „Solch gut eingespielte Netzwerke kannte ich nicht“, sagt sie. In dieser Zeit übernahm sie von Peter Oberndorfer „Das österreichische Gemeinderecht“, das bis heute als Faszikelausgbe bei MANZ erscheint.
In akademischer Hinsicht machte sie 2020 ihren vorläufig letzten Karrieresprung. „Quasi zurück nach Wien an die WU“, wo sie als neue Programmdirektorin für das Curriculum des Bachelorstudiums Wirtschaftsrecht verantwortlich ist. Energiewende, Klimawandel oder der Umgang mit neuen Medien: Das seien die richtungsbestimmenden Themen für die kommenden Generationen in Europa, die sie in die Lehrpläne integriert. Dabei ist ihr eine moderne Form der Hochschullehre ein besonderes Anliegen.
„Ein Spaziergang nach jeder Sitzung der Venedig-Kommission geht sich fast immer noch aus."
KATHARINA PABEL
Und was macht Katharina Pabel in ihrer Freizeit? Darüber würde sie am liebsten eigentlich keine Auskunft geben. Nur so viel: Sie mag Gartenarbeit und schaut den Pflanzen gerne beim Wachsen zu. Ihre Liebe zu Musik im Allgemeinen und zur Violine im Besonderen ist seit ihrer Jugend ungebrochen. Das macht sie zu einer passionierten Konzertbesucherin. Und sie mag Venedig, das sie aufgrund ihrer Funktion als stellvertretendes Mitglied der Venedig-Kommission regelmäßig besucht. „Ein Spaziergang nach jeder Sitzung der Venedig-Kommission geht sich fast immer noch aus“, sagt sie. Es ist jedes Mal wieder schön.
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