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AUTOR DES MONATS · RECHTaktuell 05/2022

Daniel Damjanovic

Der MANZ-Autor kennt die Rechtsgepflogenheiten in Liechtenstein, deshalb würde er sie gerne mit wissenschaftlicher Systematik erfassen.
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Redaktion
Karin Pollack
Datum
17. Oktober 2022

Daniel Damjanovic ist Wirtschaftsanwalt und Notar in Liechtenstein. Als MANZ-Autor hat er eine Anleitung für das Verfassen verständlicher, juristischer Texte geschrieben.
 

Der Sprachanwalt

Es war irgendwann mitten in der Pandemie. Jeden Tag Home-Office, jeden Tag immer nur Zoom-Konferenzen und so wie überall lag das gesellschaftliche Leben ab 18 Uhr brach. So misslich das war: Für Daniel Damjanovic ergaben sich dadurch neue Zeitfenster. „Ich beschloss, ein Buch zu schreiben“, sagt er. Und zwar eines, das er sich selbst immer schon gewünscht hätte. „Juristische Textwerkstatt“, so der Titel des eben bei MANZ erschienenen Bandes, ist eine Anleitung zum Verfassen verständlicher juristischer Texte. Statt: „bezugnehmend auf betreffzeilige streitverfangene Angelegenheit erlauben wir uns hiermit, Ihnen in der diesem Schreiben beigefügten Anlage den Vertrag zu übermitteln“ könne man doch viel besser „bitte finden Sie beigeschlossen den Vertrag“ schreiben.

Es ist ein sonniger Nachmittag im Café Landtmann in Wien. Auf der Ringstraße hupt der Verkehr. Damjanovic ist froh, Liechtensteins beschaulicher Idylle für ein paar Tage entflohen zu sein. „Fünf bis sechs Mal im Jahr brauche ich ihn: den Wiener Asphalt“, lacht er, aber bitte nicht falsch verstehen, er sei in Liechtenstein rundum happy.
 

Römisches Recht und juristisches Schreiblabor

Daniel Damjanovic, Jahrgang 1975, wuchs als Einzelkind in Wien auf. Deshalb, sagt er, sei er auch immer gerne zur Schule gegangen, denn dort hatte er seine Freunde. Eigentlich wollte er Physiker werden, doch bei einer Vorlesung mochte er das „Feeling“ am Juridicum so sehr, dass er sich für die Rechtswissenschaften entschied. Vor allem das Römische Recht hatte es ihm angetan, was sich in guten Noten widerspiegelte. Als Institutsvorstand Nikolaus Benke ihm eine Assistentenstelle anbot, war Damjanovic das „eine große Ehre“. Dort befasste er sich mit den Unwägbarkeiten der Rechtssprache, denn am Institut hatte man ein „juristisches Schreiblabor“ eingerichtet.

Im Anschluss an das Masterstudium schrieb er seine Dissertation im Zivilrecht über fehlerhafte Anlageberatung. „Das wissenschaftliche Arbeiten und Unterrichten waren genau mein Ding“, erinnert er sich, und eigentlich wollte er an der Uni bleiben. Doch es kam anders. In Folge des Regierungswechsels im Jahr 2000 wurden Studienbudgets gekürzt, Institute umstrukturiert und Assistentenstellen gestrichen. Auf Anraten von Benke bewarb er sich für einen Praktikantenplatz bei der Anwaltskanzlei Schönherr Rechtsanwälte. Im Zuge der Öffnung Osteuropas suchte man dort um die Jahrtausendwende Mitarbeiter. Damjanovic bekam den Job.
 

Von Wien über Virginia nach Liechtenstein

Nach dem Praktikum absolvierte er das Gerichtsjahr und bewarb sich 2003 für ein Postgraduate Studium in den USA. Wiederum hatte er ein „Riesenglück, mit einem hochdotierten Stipendium ein Jahr lang an der University in Virginia studieren zu dürfen“. Warum das perfekt für ihn war? „Top-Uni, Top-Sportangebote, nette Kollegen und nicht zu kaltes Wetter“ – alles Dinge, die ihm wichtig sind. Mit einem LL.M. in der Tasche kam er 2005 nach Wien zurück. Zunächst engagierte ihn Schönherr Rechtsanwälte in Wien, um ihm ein gutes Jahr später mit dem Aufbau von lokalen Teams in anderen Ländern zu beauftragen. 2007 legte er die Anwaltsprüfung ab.

Die Wirtschaftskrise 2008 stoppte den Aufschwung und damit auch Damjanovics Karrierepläne. Er wollte Neues kennenlernen und bewarb sich bei der liechtensteinischen Wirtschaftskanzlei Marxer & Partner Rechtsanwälte. Ohne jemals vorher im kleinen Zwergstaat zwischen Österreich und der Schweiz gewesen zu sein, bekam er den Posten. 2013 absolvierte er auch die Anwaltsprüfung in Liechtenstein und wurde anschließend Partner in der Kanzlei. Heute berät er Mandanten im Gesellschafts-, Stiftungs- und Trustrecht. Seit 2020 ist er auch als liechtensteinischer Notar tätig und Vorstandsmitglied in der dortigen Notariatskammer.

Welche Projekte er für die Zukunft hat? Er will neben dem Anwaltsberuf in seiner Freizeit wieder mehr akademisch arbeiten. Schon jetzt unterrichtet er an der Universität Liechtenstein und an der Universität Innsbruck. Das liechtensteinische Gesellschaftsrecht dogmatisch aufzubereiten, würde ihm Spaß machen. Was er noch gerne macht? So ziemlich alles Sportliche, das Vorarlberg und Liechtenstein zu bieten haben. Er stemmt gerne Hanteln, geht auf Berge und spielt Tennis. Als begeisterter Hobby-Gitarrist hat Damjanovic einst sogar in einer Band gespielt. Mittlerweile tritt er eher bei sich zu Hause im Wohnzimmer auf und eifert dem Toto-Gitarrist Steve Lukather nach. Und eigentlich geht er abends auch gerne aus. Deshalb freute er sich auch auf einen prunkvollen Abend in der Hofburg, der den MANZ-Autor:innen gewidmet ist. So konnte er Wien in vollen Zügen genießen.

Daniel Damjanovics Handbuch "Juristische Textwerkstatt - Verständlich Schreiben mit System" können Sie im MANZ Webshop bestellen.

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