Rudolf Mosler
Rudolf Mosler hat als Vizerektor an der Universität Salzburg das Studium in seiner heutigen Form mitgestaltet. In seinem Leben geht es viel um Gesundheit – im rechtlichen Sinne.
Ein Foto kann mehr als nur eine Erinnerung sein, mitunter fängt es ein gesamtes Leben ein. Der Arbeits- und Sozialrechtler Rudolf Mosler hat so ein Bild bei sich zu Hause. Es stammt aus dem Jahr 1995 und zeigt ihn als jungen Mann mit einem Baby im Arm, in der anderen Hand hält er einen Packen Papier. „Rechts, das ist meine kleine Tochter Hanna und links meine Habilitation“, sagt er lachend, beides sei prägend für sein gesamtes Leben gewesen. Denn bis heute ist er begeisterter Vater und passionierter Jurist. Ganz nebenbei war die Habilitation auch sein erstes Buch, das bei MANZ veröffentlicht wurde.
Vom „jungen Wilden“ zum Universitätsprofessor
Es ist zwar lange her, aber doch noch präsent. Dass er eines Tages Universitätsprofessor sein würde, hätte seinem Vater eine große Freude bereitet. Geboren wurde Rudolf Mosler 1959 in Villach als einziger Sohn „einer vom Wiederaufbau geprägten Arbeiterfamilie“, beschreibt er seine Kindheit. Der Vater war Koch, seine Mutter Hausfrau. Gemeinsam hatten es seine Eltern zu bescheidenem Wohlstand und einem kleinen Haus im Grünen gebracht. Ihr Sohn ging „meistens“ gerne zur Schule. „Mit ungefähr 15 Jahren entdeckte ich die Freude am Politisieren“, erzählt er, und klar, Mitte der 1970er-Jahre war „jeder in meinem Umfeld ein bissl links“. Man diskutierte über die Ausbeutung der Arbeiter:innen, Gerechtigkeit und Verteilung von Wohlstand. Zu Hause hieß es, dass „es dem Buam einmal besser gehen soll“. Für den Vater bedeutete es ein Studium. Dass sein Sohn Student wurde, erlebte er allerdings nicht mehr.
Aus pragmatischen Gründen entschied sich Mosler nach der Matura für ein Studium der Rechtswissenschaften, „weil ich es zu Hause meiner Mutter besser verkaufen konnte als Politikwissenschaft“, erzählt er. Dafür übersiedelte er nach Salzburg, inskribierte an der rechtswissenschaftlichen Fakultät und entdeckte schnell, dass an der tendenziell sehr konservativen Fakultät am Institut für Arbeitsrecht noch am ehesten der Ort war, an dem man „die Welt verbessern wollte“. Dort dockte Mosler an und wurde alsbald Assistent am Institut des renommierten Arbeitsrechtsprofessors Hans Floretta, der seinen „jungen Wilden“ unter der Führung von Klaus Firlei viel Freiheit ließ. Er begann, Aufsätze zu publizieren, zum Beispiel für die Zeitschrift „Das Recht der Arbeit“, die er 25 Jahre später leiten würde.
Juristerei und Kommunikation
Nebenbei engagierte Mosler sich in der Gruppe „Kritische Juristen“ und begann junge, mittellose Straffällige zu verteidigen. Daraus zog er zwei wichtige Erkenntnisse. Erstens: dass die Welt tatsächlich sehr ungerecht sein kann. Und zweitens: dass Jurist:innen nicht nur über Fachwissen, sondern auch über kommunikative Kompetenzen verfügen sollten, weil sie „nur so die Welt verbessern können“.
Apropos Kommunikation: Rudolf Mosler engagierte sich auch an der Fakultät Salzburg, wurde Sprecher des Mittelbaus und 1997 außerordentlicher Professor. Bei der Umsetzung der durchaus umstrittenen Reform der Universitäten war er von Anfang an in leitender Funktion dabei. 2003 wurde Mosler Vizerektor für Lehre und Personalentwicklung und übte diese Funktion bis 2011 aus. „Die Universitäten mussten sich damals eine völlig neue Struktur geben“, sagt er über eine aufregende Zeit.
„Primärversorgungszentren werden zunehmend die Hausärztinnen und Hausärzte ersetzen."
RUDOLF MOSLER
Nach seiner Rückkehr zum Arbeits- und Sozialrecht wurde er 2012 Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Arbeits- und Sozialrecht, die ein Mal im Jahr die größte Tagung zum Thema in Zell am See veranstaltet. Fachlich betrachtet, spezialisierte er sich unter anderem auf Kranken- und Sozialversicherungsrecht mit all dessen weitreichenden Einflüssen auf das Wohlergehen einer Gesellschaft. Schon in seiner Habilitation hatte sich Mosler eingehend mit dem ärztlichen Vertragspartnerrecht auseinandergesetzt, bei MANZ erscheint gerade sein neuestes Buch zu diesem Thema. In den vergangenen fast 30 Jahren hat sich viel verändert. Es gibt immer mehr Wahlärzt:innen, Vertreter:innen unterschiedlicher Gesundheitsberufe können gemeinsam in einer Praxis zusammenarbeiten. „Primärversorgungszentren werden zunehmend die Hausärztinnen und Hausärzte ersetzen“, prognostiziert Mosler.
Was macht Rudolf Mosler privat? Er ist ein „absoluter Familienmensch“ und hat ein sehr enges Verhältnis zu seiner Tochter sowie den beiden Söhnen seiner Frau. Mosler ist mit der ehemaligen Salzburger Landtagspräsidentin Gudrun Mosler-Törnström verheiratet, deren Karriere er nach Kräften unterstützt hat. Er kocht gerne, hat gerade das Brotbacken entdeckt und lädt abends oft Freund:innen zu sich nach Hause ein. Zur Überraschung und Freude ihres Vaters ist seine heute 28-jährige Tochter mittlerweile auch Juristin geworden. „Eine viel bessere als ich“, sagt er. Wenn man so will, wurde ihr die Juristerei schon in die Wiege gelegt. Das Foto von damals ist der beste Beweis dafür.
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