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AUTOR DES MONATS · RECHTaktuell 03/2024

Das Beste kommt noch

Der MANZ-Autor ist rechtswissenschaftlicher Leiter des MANZ KI-Labors – und noch vieles mehr.
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Redaktion
Reinhard Ebner
Datum
27. Mai 2024

Uniprofessor in Wien, Beauftragter von US-Konzernen wie Facebook und Microsoft, Skipper auf den Weltmeeren – Wolfgang Zankl ist überall zu Hause, vor allem aber auch im Digitalisierungsrecht. Seit über zwei Jahrzehnten beschäftigt er sich mit KI, und die startet nun durch.

Es ist gar nicht so einfach, sich in Wolfgang Zankls Vita zurechtzufinden. Die Stationen umspannen den gesamten Globus. Angesichts der vielfältigen Funktionen und Aktivitäten könnte man meinen, hier seien mehrere Lebensläufe miteinander verschmolzen.

Die Weltgewandtheit und Vielsprachigkeit wurden ihm nahezu in die Wiege gelegt. Aufgewachsen ist der in Wien geborene Zankl in Deutschland, den USA, Spanien und Österreich, wo er am Wiener Theresianum maturierte.

Eine Konstante ist die Universität Wien, wo er studiert und sich habilitiert hat und seit 1982 am Institut für Zivilrecht tätig ist, zuletzt als dessen stellvertretender Vorstand. Daneben war er Dekan an der Privaten Universität im Fürstentum Liechtenstein (UFL), Professor am Institut für Zivilrecht der Universität Graz sowie Lehrbeauftragter von Universitäten und Hochschulen in Deutschland.
 

Vielsprachig und weltgewandt

Sein Wirken reicht weit über den deutschen Sprachraum hinaus: unter anderem als Internationaler Direktor des Institute for Artificial Intelligence Law der chinesischen Tianjin University, Contributor to Machine Lawyering der Chinese University of Hongkong sowie in Harvard und vielen anderen Universitäten weltweit.

Vorgetragen hat Zankl in mehreren Sprachen auf allen Kontinenten. „Mit Ausnahme der Antarktis“, wie er anmerkt. Dort war der begeisterte Segler, Triathlet, Marathon- und Arktisläufer dafür anlässlich eines Antarktislaufs, als er für Vorträge „in der Nähe“ (Santiago de Chile) weilte.

Wie ein Österreicher im Sommer für einen derartigen Lauf trainiert? „Im Kühlhaus St. Marx bei minus 25 Grad“, erklärt er. „Ich konnte den dort Verantwortlichen damals dazu überreden, musste mich aber alle 15 Minuten per Handy melden. Wenn man bei diesen Temperaturen kollabiert, kann es nämlich schnell lebensbedrohlich werden.“

Trainiert hat Zankl damit nicht nur die Waden, sondern auch den Denkmuskel. Anlässlich seiner Arktis- und Antarktisläufe veröffentlichte er ein Buch über das Recht dieser Regionen an den Erdpolen. „Leider nicht bei MANZ, sonst hätte es sich bestimmt besser verkauft“, merkt er scherzhaft an.

Als Autor und Herausgeber fungierte Zankl bei 20 Büchern. Weiters veröffentlichte er rund 400 Einzelpublikationen in deutscher, englischer, französischer und spanischer Sprache. Die Schwerpunkte liegen im Zivilrecht und im Digitalisierungsrecht. Im MANZ Verlag erscheint voraussichtlich noch heuer sein Kommentar zur KI-Verordnung mit einem 17-köpfigen Autorenteam, das Zankl als die „Crème de la Crème“ bezeichnet. Als Tagungsleiter verantwortet er die Jahrestagung Digitalisierungsrecht und den Lehrgang Certified Digital Legal Expert, das „Flaggschiff“ unter den Veranstaltungen der MANZ Rechtsakademie.


International renommiert

Wie kommt es, dass ein österreichischer Zivilrechtsexperte von Medien wie der „New York Times“ zitiert wird? Zankl spezialisierte sich früh auf Digitalisierungsrecht und auf Künstliche Intelligenz, spätestens mit der Gründung des „europäischen zentrums für e-commerce und internetrecht“ im Jahr 2001. „Die Kick-off-Veranstaltung fand im Gartenbaukino statt – mit einer Vorführung des Steven-Spielberg-Films A.I.“, erinnert er sich. Er war damit bei diesen Themen einer der Vorreiter in Europa. Die mediale Wahrnehmung war entsprechend groß – auch in Übersee, wo die Uhren in mancher Hinsicht etwas schneller gehen.

Seit drei Semestern integriert Zankl KI in den Lehrbetrieb. Teilnehmende seiner Übung aus Zivilrecht erhalten die Aufgabe, Hausarbeiten zu aktuellen OGH-Entscheidungen zu verfassen. Eine ausgewählte Gruppe darf hierfür ChatGPT als Hilfsmittel verwenden. Publiziert werden nicht nur die Erfahrungen der Testgruppe, sondern auch Statistiken zu den Ergebnissen und Arbeiten, die seitens des Professors richtig qualifiziert wurden. „Selbst ich kann trotz meiner Routine in der Materie bei jeder fünften Arbeit nicht sofort erkennen, dass bzw ob ChatGPT als Co-Autor mitgewirkt hat.“ Die Erfahrungen der Studierenden sind überwiegend positiv: Der Einsatz von ChatGPT wird als hilfreich und zeitsparend empfunden.
 

„Ich beschäftige mich seit über 20 Jahren mit KI. Jetzt geht es richtig los – und da kann ich nicht einfach aufhören!“

WOLFGANG ZANKL


Rechtsberufe im Wandel

Zankl sieht einen grundlegenden Paradigmenwechsel: „Wir müssen lernen, anders zu arbeiten. Der Weg führt vom Fakten- zum Nutzungswissen.“ Es gehe darum, die bestehenden Tools optimal für die Recherche einzusetzen. Mit großem Engagement ist der Experte daher seit dem Vorjahr auch rechtswissenschaftlicher Leiter des MANZ KI-Labors, das an innovativen KI-Anwendungen für die Rechtsrecherche arbeitet.

Noch 2024 tritt Zankl an der Universität Wien seinen Ruhestand an – mit einer Nacht der wohl kürzeste Ruhestand aller Zeiten. „Am 30. September ist mein letzter Arbeitstag am Juridicum, am 1. Oktober mein Dienstantritt als Universitätsprofessor und Vorstand des neuen Instituts für digitale Transformation und künstliche Intelligenz der Sigmund-Freud-PrivatUniversität Wien und Berlin.“

Es handelt sich um ein interfakultäres Institut, das Digitalisierung und KI – wie von Expert:innen gefordert – fachübergreifend erforscht, zum Beispiel mit Blick auf Recht, Medizin, Psychologie und Psychotherapie (die Fakultäten der SFU) sowie in vielen anderen Bereichen, wie etwa Informatik, Politik, Wirtschaft, Kunst und Musik. 

Spannende und faszinierende Themen, wiewohl Zankl bekennt, dass eine Auszeit zur Pflege seiner zahlreichen privaten Aktivitäten auch nett gewesen wäre. Für die neuen Aufgaben ist er dennoch voll motiviert und gerüstet, denn: „Ich beschäftige mich seit über 20 Jahren mit KI. Jetzt geht es richtig los – und da kann ich nicht einfach aufhören!“

Sämtliche Titel von Wolfgang Zankl können Sie im

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RECHTaktuell 02/2024