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Das Juridicum öffnet sich der Welt

© Christian Ihrybauer

Mit Brigitta Zöchling-Jud hat das Wiener Juridicum die zweite weibliche Dekanin in seiner Geschichte. Im Gespräch mit MANZ-Prokurist Wolfgang Pichler erläutert sie ihre Pläne zum neuen Jus-Studium „Internationale Rechtswissenschaften“ sowie zur Hebung der Frauenquote.

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Redaktion
Reinhard Ebner
Datum
16. November 2020

Was erwartet Sie in Ihrer neuen Funktion?

Im Moment beschäftigt mich vorrangig die Bewältigung der Corona-Krise. Es geht somit unter anderem darum, die Umstellung auf Distance Learning für Lehrende und Studierende bestmöglich umzusetzen.

Mich erwartet auch eine großartige Fakultät, die in den letzten Jahren einen großen Satz nach vorne gemacht hat. Das Juridicum hat damit eine starke Internationalisierung in der Wissenschaft erfahren.

Diese Internationalisierung wollen Sie für die Lehre fruchtbar machen ...

Um die im wissenschaftlichen Bereich erworbenen Kompetenzen auf die Lehre zu übertragen, schaffen wir ein neues Studium: Internationale Rechtswissenschaften. Es handelt sich um ein Bachelor/Master-Studium, das neben dem Diplomstudium angeboten wird. Als juristisches Studium ermöglicht es Absolventen auch den Einstieg in klassische Rechtsberufe. Da das neue Studium um ein Jahr länger ist als das Diplomstudium, bietet es jedoch Raum für eine starke Internationalisierung. Mehr als die Hälfte des Studiums wird mit internationalen Inhalten befüllt. Großes Augenmerk liegt auf Inhalten wie Rechtsvergleichung und Europarecht. Ein großer Teil der Lehrveranstaltungen findet fremdsprachig statt, überwiegend in englischer Sprache. Geplant ist ein Start ab dem Wintersemester 2021/22.
 

Neu am Juridicum: Internationale Rechtswissenschaften
 

Was müssen Studierende mitbringen?

Spezielle Qualifikationen sind nicht gefordert, allerdings gibt es ein strenges Zulassungsverfahren. Als Elitestudium möchte ich „Internationale Rechtswissenschaften“ aber nicht verstanden wissen. Eher als Alternativangebot für engagierte Studierende, die eine internationale Karriere anstreben oder einen internationalen Schwerpunkt setzen und dennoch ein abgeschlossenes Studium haben wollen.
 

In Zeiten der Corona-Krise wurden Veranstaltungen abgesagt. Wie schwer wiegt der Verlust?

Glücklicherweise wurden die wenigsten Veranstaltungen tatsächlich abgesagt, sondern auf Online-Formate umgestellt. Das hat den Vorteil der Internationalisierung: Menschen aus dem Ausland lassen sich leichter für eine Veranstaltung gewinnen und die Teilnahme an einem Kongress im Ausland kann ohne viel Aufwand erfolgen. Mir persönlich fehlt der Austausch, der sich bei einer physischen Veranstaltung ergibt. Digitale Veranstaltungen daher keine echte Alternative. Aber sie funktionieren und finden statt.
 

Distance Learning in der Corona-Krise
 

Wie schnell hat sich der Universitätsbetrieb auf die die Pandemie eingestellt?

Es war erstaunlich, wie unglaublich schnell sich die juridische Fakultät auf die neuen Erfordernisse ausgerichtet hat. Mein Dank gilt dem hervorragenden EDV-Team wie auch dem Institut für Innovation und Digitalisierung des Rechts von Nikolaus Forgó! Wir haben den Sommer genutzt, um die Infrastruktur zu verbessern. Fast die Hälfte der Hörsäle ist nun mit Streaming-Möglichkeiten ausgestattet. Wir wollen künftig aus dem Hörsaal streamen. Damit sollen die Studierenden zumindest virtuell und atmosphärisch an die Universität geholt werden.
 

Sie sind die zweite weibliche Dekanin in der Geschichte der juristischen Fakultät in Wien. Soll sich am zahlenmäßigen Übergewicht männlicher Professoren etwas ändern?

Selbstverständlich ist es mir ein Anliegen, ein ausgeglicheneres Verhältnis zu schaffen. Wesentlich ist aber immer die Qualifikation und nicht das Geschlecht. Da wir in der Rechtswelt ganz hervorragende Frauen haben, lassen sich beide Ansprüche erfüllen. Im Vergleich zu anderen Universitäten, aber auch zu anderen juristischen Fakultäten sind wir glücklicherweise schon jetzt sehr gut aufgestellt.

„Internationale Rechtswissenschaften ist ein Alternativangebot für engagierte Studierende.“
BRIGITTA ZÖCHLING-JUD, UNIVERSITÄT WIEN

Das vollständige Interview mit Brigtta Zöchling-Jud finden Sie in der RECHTaktuell Ausgabe 11-12/2020. Darin spricht die Dekanin über die derzeitigen Frauenquoten am Juridicum und über die Zukunft der wissenschaftlichen Grundlagenausbildung.