Wie eine Heimkehr
Das private wie auch das berufliche Leben von Katharina Lehmayer spielte sich fast durchweg zwischen Linz und Wien ab. Nach der Schulzeit in der oberösterreichischen Landeshauptstadt studierte sie Jus an der Universität Wien.
Seit Dezember 2016 ist sie Präsidentin des Oberlandesgerichts Linz. Als eine der vordringlichsten Aufgaben ihrer Funktionsperiode betrachtete sie die Verbesserung der prekären personellen Ausstattung der Gerichte. Um diesem wichtigen Anliegen Nachdruck zu verleihen, wandte sie sich auch schon mal gemeinsam mit ihren OLG-KollegInnen in den Bundesländern im Rahmen einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit.
Personalmangel in der Justiz
Die Wende kam durch einen aussagekräftigen Bericht des damaligen Justizministers Clemens Jabloner, erinnert sich Lehmayer. Seine Warnung vor dem „stillen Tod“ der Justiz gemeinsam mit entsprechenden Bemühungen auf Richterebene führte zu einem Sinneswandel in der Politik, dem mit dem ersten Budget der Jabloner-Nachfolgerin Alma Zadić Taten folgten.
Womit sich die angespannte personelle Lage aber nicht automatisch entspannt hat – es gibt noch viel zu tun: „Es sind nun ausreichende Planstellen vorhanden. Wir haben jedoch über Jahre hinweg zu wenig Leute eingestellt, eingeschult und ausgebildet. Das lässt sich nicht auf einen Schlag nachholen, eine Rechtspflegerausbildung zum Beispiel dauert gut vier Jahre.“
Das Oberlandesgericht Wien als Herausforderung
Und künftig also wieder Wien. Was bewegt die Richterin, ihren Lebensmittelpunkt einmal mehr zu verlegen? „Für mich ist das fast wie eine Heimkehr“, erläutert sie. „Ich habe 18 Jahre in Wien gelebt und die Hälfte dieser Zeit in Wien judiziert. Ich bin mit einem Wiener verheiratet. Meine mittlerweile erwachsenen Töchter sind in Wien, und meinen Mann freut es auch. Aus persönlicher Sicht gibt es also sehr vieles, das mich in die Bundeshauptstadt zieht.“
Dann ist da natürlich die neue Herausforderung selbst. Das Oberlandesgericht Wien umfasst mit Wien, Niederösterreich und dem Burgenland den größten Sprengel und ist mit zahlreichen Sonderaufgaben betraut. „Ich gehe mit großem Respekt, aber auch mit Vorfreude an die neue Aufgabe heran“, so Lehmayer. Die Übergabe funktioniere reibungslos: „Der amtierende Präsident Gerhard Jelinek bindet mich schon jetzt in viele Abläufe ein.“
Der Vorgänger: Gerhard Jelinek
Gerhard Jelinek wurde im Januar 2015 Präsident des OLG Wien. „Die letzten beiden Jahre waren vom Corona-Krisenmanagement bestimmt“, erklärt er. Einige Projekte seiner Amtszeit: Qualitätssteigerung bei der Ausbildung der Richteramtsanwärter (unter anderem Studienreisen zu EuGH und EGMR), (teilweise) Umstellung von Aus- und Fortbildung auf Onlineunterricht, verbesserte Auswahlverfahren beim richterlichen Nachwuchs, Klimatisierung von Gerichtsgebäuden und betriebliche Gesundheitsförderung gemeinsam mit der PVA. „Stolz bin ich auch darauf, dass es vor allem unser Sprengel war, in dem die ersten Pilotversuche mit dem digitalen Akt – intern als ,Projekt 3.0‘ bezeichnet – durchgeführt wurden.“
Nach dem 31. Oktober warten bereits die nächsten Aufgaben auf den passionierten Musiker Jelinek: Fix ist die Zugehörigkeit zu einem neu eingerichteten Schiedsgericht der Ärztekammer.
Für die Nachfolge Jelineks ist die bisherige OLG-Linz-Präsidentin Lehmayer bestens gerüstet: „Ich weiß um die Herausforderungen der Funktion und kenne auch viele Führungskräfte des OLG Wien – zum Teil noch aus meiner Studienzeit.“ Zu Plänen und Zielen möchte sich Katharina Lehmayer noch nicht detaillierter äußern – mit gutem Grund: „Ich betrachte es zunächst einmal als meine Aufgabe, zuzuhören und mir vor Ort ein Bild zu machen, ehe ich konkrete Pläne schmiede. Aber es geht immer um das bestmögliche Funktionieren des Rechtsstaats.“
Standardwerk der Justizverwaltung
Gelegentlich spitzt Katharina Lehmayer die Feder. Zuletzt etwa, um die 2021 veröffentlichte, komplett überarbeitete Neuauflage des Kurzkommentars „RStDG, GOG, StAG und wichtige Nebengesetze“ von Wolfgang Fellner und Gerhard Nogratnig für die „Österreichische Juristen-Zeitung“ zu besprechen – „das Standardwerk der Justizverwaltung“, wie sie sagt.
Im Gegenzug hat sie sich eine handschriftliche Widmung im Buch ausbedungen. Das „MANZ-Rot“ begleitet sie über ihre gesamte Karriere. „Zeitweise war ich im Landesgericht auch für die Amtsbibliothek zuständig. Die MANZ-Druckwerke und -Zeitschriften sind selbstverständlich ein wichtiges Arbeitswerkzeug für jede Richterin und jeden Richter, wobei ich mittlerweile auch viel online lese.“
Das vollständige Porträt der designierten OLG-Wien-Präsidentin Katharina Lehmayer lesen Sie in der RECHTaktuell 5/2021. Das Standardwerk der Justizverwaltung können Sie direkt im Webshop bestellen: RStDG, GOG, StAG und wichtige Nebengesetze