„Justitia ist eine Frau“
Anlass für die Gründung von „Women in Law – Frauen im Recht“: das Missverhältnis zwischen jungen Frauen, die eine Ausbildung im Recht absolvieren, und jenen, die dem Berufsstand erhalten bleiben. „Der Anteil der Studentinnen und Rechtsanwaltsanwärterinnen liegt bei mehr als 50 Prozent“, erzählt Alix Frank-Thomasser. „Der Frauenanteil im Berufsstand hingegen machte vor Corona nur 23 Prozent aus – sieben Prozent in Führungspositionen.“
MANZ unterstützte die Initiative von Beginn an. „Nur dort, wo Vielfalt herrscht, kann auch Kreativität entstehen“, ist Susanne Stein-Pressl überzeugt. „Alix Frank-Thomasser scheut nicht davor zurück, schwierige Themen aufzugreifen und fachlich tiefgehend aufzuarbeiten. Dabei hat sie stets einen internationalen Anspruch.“
Konferenz zum Gender Pay Gap
Die beiden „Women in Law“-Hauptinitiatoren, Alix Frank-Thomasser und Franz J. Heidinger, verfolgen unter anderem einen akademischen Zugang. Im Sommersemester 2020 wurde unter der Leitung von Universitätsprofessorin Ilse Reiter-Zatloukal und Heidinger eine Lehrveranstaltung zu „Women in Legal Professions – Contemporary Issues“ abgehalten, die zweite Runde startete im Wintersemester. Dies mündet in eine Publikation, die Anfang 2021 im MANZ Verlag erscheint.
Ihre erste internationale Konferenz veranstaltete die Initiative im Februar 2019 und damit noch vor der Vereinsgründung. Die zweite Auflage wurde Corona-bedingt auf September 2021 verschoben. Eines der zentralen Themen laut Frank-Thomasser: „Wie vermeide ich den bei Frauen häufigen Karriereknick? Dieser ist ein Grund für den Gender Pay Gap und für die geringe Zahl an Frauen in Führungspositionen.“
Justitia Awards statt gläserner Decken
„Frauen stoßen bis heute an eine gläserne Decke“, sagt Stein-Pressl. Das liege am traditionellen Rollenbild bestehender Männernetzwerke. Einen Hoffnungsschimmer sieht die geschäftsführende MANZ-Gesellschafterin: „Zwar ist im privatwirtschaftlichen Bereich noch Luft nach oben, der öffentliche Bereich, insbesondere die Gerichtsbarkeit, hat in den letzten Jahren bei der Frauenquote jedoch aufgeholt. Qualifizierte Frauen schaffen es an die Spitze – beispielsweise im Obersten Gerichtshof.“
Um Role Models ins Rampenlicht zu rücken, haben Women in Law und MANZ gemeinsam die neu ausgerichteten Justitia Awards aus der Taufe gehoben. In Kürze werden sie zum ersten Mal vergeben.
Diversität als Grundwert
„Frauen im Recht“ sind ein Kernanliegen von Women in Law. Im weiteren Sinn geht es der Initiative jedoch auch um Bemühungen für mehr Diversität. Ein wichtiger Aspekt für Stein-Pressl: „Diversität ist kein Selbstzweck, sondern zählt zu den Grundwerten. Als dem bedeutendsten österreichischen Verlag im Rechtsbereich und als großem Arbeitgeber kommt MANZ hier besondere Verantwortung zu.“
Die MANZ-Chefin schätzt Diversität als Katalysator für Innovation und Kreativität: „Wenn alle das Gleiche denken, gibt es keine Meinungsvielfalt. Undenkbar für ein Verlagshaus, das in Zeiten der Revolution von 1848 entstanden ist!“ Diversity Management wird bei MANZ auf allen Unternehmensebenen berücksichtigt. Speziell im wachsenden IT-Bereich ist die MANZ-Belegschaft international zusammengesetzt: „Ein hoher Grad an Diversität führt zu mehr Resilienz, in der Corona-Krise hat uns das sehr geholfen.“
Bunt präsentiert sich auch das Team der Alix Frank Rechtsanwälte GmbH: „Wir geben wahnsinnig gerne Menschen unterschiedlichster Herkunft eine Chance“, erzählt die Geschäftsführerin. „Wir haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit persischen und türkischen Wurzeln sowie Kolleginnen und Kollegen aus dem osteuropäischen und angloamerikanischen Raum.“ Die Mandantschaft weiß dies zu schätzen: „Die Diversität in der Kanzlei erhöht die Glaubwürdigkeit bei unserer internationalen Klientel. Mittlerweile arbeite ich zu 60 Prozent grenzüberschreitend.“
In voller Länge finden Sie das Gespräch von Women in Law-Initiatorin Alix Frank-Thomasser und MANZ-Chefin Susanne Stein-Pressl in der RECHTaktuell Heft 11-12/2020.