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AUTOR DES MONATS · RECHTaktuell 01/2021

Marco Nademleinsky

Marco Nademleinsky ist Rechtsanwalt, Wissenschaftler und Buchautor. In allen drei Bereichen ist er auf Familienrecht spezialisiert – und hier vor allem auf grenzüberschreitende Fälle.
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Redaktion
Karin Pollack
Datum
08. Februar 2021

Für Familien forschen

Familien brauchen Rechtssicherheit – sowohl am Anfang wie auch am Ende einer Ehe oder Partnerschaft, sagt Marco Nademleinsky.

Die ersten Tage des neuen Jahres sind grau und nebelig. „Ich bin im Home-Office“, sagt Marco Nademleinsky, der sein Leben an die Corona-Vorschriften angepasst hat, am Telefon. Persönliche Konferenzen hat er soweit wie möglich reduziert, die juristische Arbeit hingegen läuft auf Hochtouren.

Im Grunde genommen arbeitet Marco Nademleinsky in drei Bereichen. Als Rechtsanwalt deckt er in seiner eigenen Kanzlei das gesamte familienrechtliche Spektrum ab, wobei zwei Drittel seiner Mandate, wie er frei schätzt, einen internationalen Hintergrund haben. Scheidungen und Unterhaltsfragen, aber auch Kindesentführungen sind darunter. Seine zweite Leidenschaft ist das Unterrichten. Nademleinsky hält seit 2007 Kurse zum internationalen Familienrecht an der Universität Wien, „coronabedingt derzeit in Kleingruppen per Zoom“, wie er sagt. Regelmäßig trägt er auch in der Anwalts- und Richterausbildung vor. Und drittens ist er Buchautor und hat den Lockdown fürs Schreiben genutzt. Ende 2020 ist sein Buch über die „Einvernehmliche Scheidung“ bei MANZ erschienen. „Das war eine echte Lücke am heimischen Markt und ist bei rund 14.000 einvernehmlichen Scheidungen im Jahr praktisch enorm wichtig!“.

Auch wenn Marco Nademleinsky über sein eigenes Leben spricht, hat er den Fokus auf Familienrecht. Geboren 1974 in Wien, übersiedelte er mit Schuleintritt nach Köln. Die Familie folgte dem Vater, den es nach einem Mathematikstudium als Programmierer in die Medienmetropole gezogen hatte. Nademleinskys Mutter war Hausfrau. „Aus familienrechtspolitischer Sicht ist das insofern interessant, als in Deutschland Ehepartner steuerlich gemeinsam veranlagt werden. Verdient ein Partner bereits sehr gut, lohnt sich zusätzliche Arbeit des anderen kaum mehr. Dafür gibt es bei der Scheidung dann aber auch ein Pensionssplitting, den sogenannten Versorgungsausgleich. Hier haben wir in Österreich noch einiges an Reformbedarf“, sagt er, weil Rechtsvergleichung sein bevorzugter Blick auf die Welt ist.

Seine Schulzeit verbrachte Nademleinsky in Köln, einer Stadt, die er als weltoffen und tolerant kennengelernt hat. „Die 1980er in Deutschland waren eine wahnsinnig aufregende Zeit.“ Als er zum Studium wieder nach Wien zurückkehrte – „alles andere hätte mir meine Wiener Oma nie vergeben“ – hatte er schon einen gewissen Anpassungsbedarf: „Der Rhythmus war etwas beschaulich. Man braucht Zeit, um in Wien heimisch zu werden.“ Mittlerweile lebt die gesamte Familie wieder in Österreich.

„Mir selbst ist daher auch in meinem Unterricht wichtig, den persönlichen Rapport mit den Studierenden herzustellen.“
 

Im Studium war Nademleinsky überall dort gut, wo es, wie er sagt, „direkten Kontakt mit den Professoren oder Professorinnen gab. Mir selbst ist daher auch in meinem Unterricht wichtig, den persönlichen Rapport mit den Studierenden herzustellen“. Nachdem sich gegen Ende des Studiums sein Interesse für das Familienrecht herauskristallisiert hatte, dissertierte er mit einer rechtsvergleichenden Untersuchung des Abstammungsrechts. Forschungsaufenthalte führten ihn nach Südafrika und an das Max-Planck-Institut für Rechtsvergleichung in Hamburg.

Nach Absolvierung des Gerichtsjahrs trat Nademleinsky 2003 schließlich eine Stelle als Post-Doc-Assistent am Institut für Rechtsvergleichung an. Dass er gerne unterrichtet, merkt man an zwei Dingen. Er wiederholt wichtige Sätze und wechselt dafür vom Wienerischen in einen hochdeutschen Akzent.

In die Assistentenzeit an der Universität fällt seine erste Monographie, der bei MANZ erschienene Ratgeber zur „Aufsichtspflicht“, der es mittlerweile auf vier Auflagen gebracht hat. „Seither halte ich landauf und landab Vorträge zur Aufsichtspflicht vor Kinder- und Jugendbetreuungseinrichtungen.“ Wirklich stolz ist Nademleinsky auf sein Handbuch „Internationales Familienrecht“, das er gemeinsam mit Matthias Neumayr erstmals 2007 veröffentlichte und das 2022 in dritter Auflage bei MANZ erscheinen soll. „Mit diesem Werk und dem Praxisinput meines Mitautors bin ich dann wirklich auch auf den Geschmack der Praxis gekommen.“ Denn 2007 entschied sich Nademleinsky für eine hauptberufliche Karriere als Rechtsanwalt, „weil es ein freier Beruf ist und sich damit Wissenschaft und Praxis in meinem Fachgebiet ideal verbinden lassen.“ Dieses Jahr feiert er sein zehnjähriges Kanzleijubiläum.

Sein eigenes Familienleben hält Marco Nademleinsky lieber privat, nur so viel verrät er: „Ich bin verheiratet und habe eine Tochter.“ Was seine Hobbies betrifft, hat er – „nachdem das Laufen wegen einer Knieverletzung nicht mehr so gut geht, obwohl ich vorher noch einen Marathon zusammengebracht habe“ – eine Leidenschaft für das Golfspielen entwickelt. „Wie alle sportlich ambitionierten Golfer träume ich natürlich vom Singlehandicap, derzeit halte ich bei -15“. Auch Schach spielt er gerne, am liebsten mit seinem Vater, „coronabedingt in den letzten Monaten online.“

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