Home RECHTaktuell Autor:in des Monats 11-12 Susanne Ferrari
© Franke
AUTORIN DES MONATS · RECHTaktuell 11-12/2020

Susanne Ferrari

Susanne Ferrari war die erste Frau, die sich als Juristin in Graz habilitierte. Seit 44 Jahren beschäftigt sie sich mit Familiensachen – beruflich, aber auch privat.
Artikel teilen
Redaktion
Karin Pollack
Datum
17. November 2020

Große Familiensache

Es gibt Karrieren, an denen man sieht, dass die Zeit vergeht. Zum Beispiel jene von Susanne Ferrari, Professorin am Institut für Zivilrecht der Karl-Franzens-Universität in Graz.

„Als ich studierte, galt der Mann noch als Haupt der Familie, und uneheliche Kinder waren gegenüber ehelichen im Erbrecht benachteiligt“, erinnert sich Susanne Ferrari, und es gab im Vergleich zu heute sehr viel weniger Frauen an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Graz. Dort ist sie seit 44 Jahren mit Familien- und Erbrechtsangelegenheiten befasst. „Da ist wirklich viel Dynamik drinnen“, sagt sie, sogar die Terminologie habe sich grundlegend verändert. Ferrari und ihr Team, alle ehemals UniversitätsassistentInnen, haben das Handbuch zum Erbrecht deshalb grunderneuert. Die Neuauflage erscheint Ende des Jahres. „Es soll Juristinnen und Juristen in der Praxis die Arbeit erleichtern“, sagt sie.
 

„Weil wirklich jeder Mensch für sich betrachtet ein Wunder ist.“


Susanne Ferrari ist seit 1974 an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Graz. Geboren 1956 in einer großen Familie, wuchs sie sorgenfrei mit vier Geschwistern auf. Sie ging gern in die Schule, mochte Deutsch, Latein und Turnen. „Eigentlich wollte ich Volksschullehrerin werden, weil ich kleine Kinder immer so gern mochte“, sagt sie. Ihr Vater und ihre Schwester redeten ihr zu, es mit Jus zu versuchen, der Lehrerinnenberuf würde ihr ja auch danach noch offenstehen.

„Der Anfang des Studiums war hart“, erinnert sie sich, doch mit dem Römischen Recht begann ihr die Materie Spaß zu machen. Mit knapp 20 wurde sie Studienassistentin am dortigen Institut und wechselte alsbald als Studien- und später Universitätsassistentin ins Zivilrecht, wo Vorstand Viktor Steininger zu ihrem wichtigsten Förderer wurde. Von Beginn an beschäftigte sie sich als Wissenschaftlerin mit dem Familien- und Erbrecht. Daneben studierte sie Spanisch, weil ihr die Sprache gefiel. Als sie mit knapp 23 Jahren fertig war, ging sie für ein Jahr nach Salamanca. In Spanien war Ende der 1970er-Jahre eine Familienreform umgesetzt worden, mit einem Stipendium vertiefte sie sich ins spanische Rechtssystem. „Ein wichtiges Jahr“ nennt es Susanne Ferrari. 1988 hatte sie ihre Habilitationsschrift über die Erbschaftsklage abgeschlossen. 1990 wurde sie zur außerordentlichen Professorin an der Karl-Franzens-Universität in Graz ernannt. Parallel zur akademischen Karriere gründete sie eine Familie. Ihren Mann, einen Tiroler aus Serfaus, hatte sie beim Skifahren mit Kommilitoninnen kennengelernt. Die beiden haben fünf Kinder, „die wir zu 80 Prozent ohne Hilfe aufgezogen haben, weil wir uns die Arbeit geteilt haben“, sagt Ferrari. Das bedeutete: Die eigene Forschung, die Vorlesungsvorbereitung und das Korrigieren von wissenschaftlichen Arbeiten fanden auch häufi g am Abend und an den Wochenenden statt. Ferrari mag die Arbeit mit den Studierenden, „weil wirklich jeder Mensch für sich betrachtet ein Wunder ist“. Sich mit Aufmerksamkeit und Fürsorge zu kümmern liegt ihr im Blut.

Dass sich drei ihrer fünf Kinder ebenfalls für eine juristische Laufbahn entschieden haben, führt sie darauf zurück, „dass bei uns zu Hause viel über rechtliche Fragestellungen diskutiert wurde“. Ihr Mann ist ebenfalls Jurist, allerdings bei einer großen Versicherung. Ferrari schätzt seinen Blick, weil „er einen Einblick in die Praxis der Gesetzesanwendung ermöglicht“.

Als Professorin wird Susanne Ferrari auf ministerieller Ebene auch immer wieder um ihre Einschätzungen zu Gesetzesvorhaben gebeten, unter anderem auch zum Erbrecht, in dessen Reform sie 2015 auch involviert war. „Sie war immer mein Vorbild“, sagt Anwalt Gerold Oberhumer, der auch Mitautor des Handbuchs Erbrecht ist.

„Zeit für mich selbst hatte ich tatsächlich wenig“, sagt Ferrari. Sie hätte sie für das Lesen von Romanen genutzt. Erholung findet sie bei gemeinsamen Familienurlauben in Serfaus. Wenn sie nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommt, geht sie gern mit der Labradorhündin Skyla spazieren. Und ja, da gebe es noch etwas, was ihr die wenigsten zutrauen, lacht sie, und das sei ihre Liebe zum Fußball. Konkret mag sie die deutsche Bundesliga. „Ein Match ist genau die richtige Mischung zwischen Spannung und Entspannung“, sagt sie, und nein, sie sei keine Anhängerin von Bayern München, sondern von Borussia Dortmund. Wenn es sein muss, schaut sie sich die Spiele auch sehr gern alleine an.

Artikel teilen