Hans Georg Laimer
Arbeit an Langfristigkeit
Lockdown, der Stillstand des wirtschaftlichen Lebens, fast alle Unternehmen in Österreich waren im Ausnahmezustand. In der Coronakrise gab es für den auf Arbeitsrecht spezialisierten Anwalt Hans Georg Laimer richtig viel zu tun, allein schon in Fragen der Kurzarbeit.
„Es konnte passieren, dass ein Gesetz, das im Rahmen der Pandemie in Kraft getreten war, am nächsten Tag bereits wieder geändert wurde“, erzählt er, und dass er nahezu rund um die Uhr beschäftigt sei. In der Krise war er in vielen Bereichen gefordert. „Es ging auch darum, neue Gesetze mit bestehenden abzugleichen, sich zu den neuen Sachverhalten ein Bild zu machen“, berichtet er und vermutet, dass es wahrscheinlich so weitergehen werde, denn die wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie stünden Österreich wohl noch bevor. „Der letzte Prozess auf Erden wird ein Arbeitsgerichtsprozess sein“, habe ihm sein Mentor, der Anwalt Georg Grießer, einmal gesagt. In den letzten zwei Wochen habe er mehrmals daran denken müssen.
An einem Freitag Anfang Mai ist auch Laimer im Home-Office. Er und seine Frau, eine Soziologin, teilen sich die Betreuung der kleinen Tochter. Der Anwalt, geboren 1975 in Villach, war nach der Matura 1994 nach Wien gezogen. Er habe in einer großen Stadt leben wollen, erzählt er. Und ursprünglich hatte er als HTL-Absolvent eigentlich vor, einen technischen Beruf zu ergreifen, so wie sein Vater, ein Steinmetz. Laimer, der mittlere von drei Brüdern, arbeitete als Schüler bereits für den Steinbruch Lauster im Krastal. Im Sommerjob plante und verlegte er Marmorböden in Wien. Noch heute findet er, dass es „ein sehr schöner, grau-wolkiger Stein“ ist. Nach dem Bundesheer entschied sich Hans Georg Laimer dann allerdings für ein Studium der Rechtswissenschaften in Wien und startete gleichzeitig als Werkstudent in der auf Arbeitsrecht fokussierten Anwaltskanzlei Grießer, Gerlach, Gahleitner. Seine Spezialisierung im Arbeitsrecht begann somit ab dem ersten Semester und mündete 2000 mit der Dissertation in ebendiesem Fachbereich.
„Publikationen und Vorträge sind
heute Marketinginstrumente.“
Nach Abschluss des Studiums blieb er in der Kanzlei, in der er während der Studienzeit gearbeitet hatte, und wurde dort Konzipient. Nach dem Vorbild seiner Ausbildungsanwälte ging Laimer für ein Post-Doc-Studium nach England, wo er an der London School of Economics studierte und ein weiteres Jahr für eine arbeitsrechtliche Zeitschrift journalistisch auf internationalem Parkett tätig war. „Eine wichtige Erfahrung“, sagt er. Publizieren sieht er als Teil seines Jobs. Er wolle „schwierige Sachverhalte in leicht verständlicher und praxisorientierter Weise vermitteln“, sagt er. In den letzten Jahren ist vor allem eine Reihe von Handbüchern für MANZ entstanden, allesamt im Bereich Arbeitsrecht. Darüber hinaus ist er als Vortragender in der MANZRechtsakademie engagiert. „Publikationen und Vorträge sind heute Marketinginstrumente“, sagt Laimer und meint die eigene Kanzlei.
Nach seiner Rückkehr aus London 2005 arbeitete er einige Jahre in der damaligen Großkanzlei Schönherr Rechtsanwälte, zuletzt als Partner. „Seit damals vertrete ich zu 95 Prozent Arbeitgeber“, sagt er. Vor sechs Jahren hat er sich mit Kollegen und Kolleginnen selbstständig gemacht und ist Gründungspartner bei zeiler.partners Rechtsanwälte. Seine Mandantenbeziehungen sind stets langfristig, in den vergangenen Jahren hat er Klienten aus nahezu allen Branchen betreut und dadurch einen Einblick in viele Geschäftsbereiche bekommen. Mitten in der Coronakrise habe man eine Restrukturierung und Sozialplanverhandlung über Videokonferenzen durchführen müssen, erzählt er. Das war eine neue Erfahrung und ging auch deshalb, weil „ich sehr gute Mitarbeiter habe“.
Insgesamt gefällt ihm, wie sich die Dinge in seinem Leben weiterentwickeln. Stabil sind auch seine privaten Leidenschaften. Seine Frau kennt Laimer seit 25 Jahren. Sein großes Hobby seit Jugendtagen ist die
Bildhauerei. „Das habe ich von meinem Vater mitbekommen“, lacht er. Er sammelt Bildbände, besucht Museen und Ausstellungen, der deutsch-französische Künstler Hans Arp hat es ihm besonders angetan. Laimer ist aber auch selbst hier und da kreativ, obwohl sein letzter Workshop schon ein paar Jahre her ist, wie er zugibt. Wenn er am Stein arbeitet, dann ist der Krastaler Marmor sein liebstes Material geblieben. Vielleicht ist er für ihn sogar ein Symbol für die Langfristigkeit, die er lebt.