Konrad Lachmayer
Mit Pioniergeist
In der zweiten Märzwoche ist durch das CoronaVirus eine Art Ausnahmezustand über Österreich hereingebrochen, auch an der Fakultät für Rechtswissenschaften der Sigmund Freud PrivatUniversität rüstet man sich. „Die Studierenden sind schon zu Hause, wir stellen gerade auf Distance Learning um“, sagt Konrad Lachmayer. Er ist gelassen, vielleicht auch deshalb, weil er Pionierarbeit gewöhnt ist.
Die Fakultät für Rechtswissenschaften an der Sigmund Freud PrivatUniversität gibt es seit 2016. Konrad Lachmayer ist fast seit Anbeginn mit dabei. „Wir verfolgen hier ein Konzept, das Studierenden juristisch vernetztes Denken beibringt“, erklärt er, also nicht ein Fachgebiet nach dem anderen, sondern stets eine Zusammenschau der Disziplinen, praxisorientiert, aber auch wissenschaftlich. Unterrichtet wird an der Privatuniversität in Kleingruppen, Studierende und Lehrende sind im regen Austausch. „Das Studium soll Freude machen“, sagt er. Und man ist stolz, dass es bereits 40 BachelorAbsolventen und Absolventinnen gibt, von denen die meisten mit dem MasterStudium fortgesetzt haben. „Es ist spannend, in so einem Prozess mit dabei zu sein.“
Lachmayer, geboren 1978 in Wien, kommt aus einer Lehrer und Juristenfamilie. Sein Vater war Ministerialbeamter im Verfassungsdienst. „Eigentlich wollte ich Richter werden“, erinnert er sich, entdeckte aber schon bald sein Interesse für wissenschaftliches Arbeiten. 2000 wurde er Assistent bei BerndChristian Funk am Institut für Staats und Verwaltungsrecht der Universität Wien. Bei ihm promovierte er und habilitierte sich. Schon seit 2001 ist Konrad Lachmayer als MANZAutor tätig, hat zahlreiche Fachartikel in einer Reihe von Zeitschriften publiziert und Bücher herausgegeben. Eines seiner Spezialgebiete ist das Datenschutzrecht. Technik-Freak sei er keiner, sagt er, aber jemand, der sich immer schon gerne frühzeitig mit rechtlichen Fragestellungen gesellschaftlicher Herausforderungen auseinandersetzt. Gemeinsam mit Iris Eisenberger arbeitete er intensiv im Bereich des Technologierechts, im MANZ-Verlag erschien etwa ein Buch zum autonomen Fahren und Recht. Demnächst wird ein Band zu Drohnen und Recht herauskommen. Für den aktuellen Großkommentar zum Datenschutz hat Lachmayer die Bereiche zur polizeilichen, nachrichtendienstlichen und strafrechtlichen Datenverarbeitung übernommen.
„Durch Vergleiche entwickelt man eine Perspektive, mit der man nicht nur andere, sondern auch die eigene Rechtsordnung besser versteht.“
„Die internationale Ausrichtung ist mir in meiner Arbeit sehr wichtig“, sagt Lachmayer. In einer zunehmend globalisierten Welt sieht er in der Verfassungsvergleichung eine zentrale und zukunftsweisende Dimension juristischen Denkens. „Durch Vergleiche entwickelt man eine Perspektive, mit der man nicht nur andere, sondern auch die eigene Rechtsordnung besser versteht“, ist er überzeugt. Schon als Assistent arbeitete er gerne in Teams, organisierte mit Kollegen Konferenzen in Asien und eine europaweite Summer School. Sein internationaler Blick auf juristische Themenstellungen führte ihn zu zahlreichen Forschungsaufenthalten, etwa an die Universität Cambridge, an die Durham Law School, ans MaxPlanckInstitut in Heidelberg oder an die ungarische Akademie für Wissenschaften in Budapest.
Apropos: Prägend für Lachmayers Karriere ist seit 2000 auch sein Chef und Lehrer BerndChristian Funk. 2010 wurde Lachmayer die Venia aus Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht und Europarecht verliehen. Nachdem Funk an der Uni Wien emeritierte, widmete er sich als Gründungsdekan der Auf bauarbeit eines rechtswissenschaftlichen Instituts an der Sigmund Freud PrivatUniversität, Lachmayer arbeitet seit 2017 mit.
Privat bezeichnet sich der 42Jährige Jurist übrigens klar als Familienmensch. Seine Frau ist Hofrätin des Verwaltungsgerichtshofs, ihr Schwerpunkt ist Steuerrecht. Darauf, dass Lachmayer 2009 und 2013 jeweils neun Monate in Väterkarenz war, ist er stolz. „Meine Kinder sind neugierig und gerade in einem super Alter, wir haben immer volles Programm“, sagt er. Und: Konrad Lachmayer liest gerne, vor allem Biografien, „weil es interessant ist, sich in die Lebensentwürfe anderer Menschen hineinzuversetzen.“ Doch aktuell denkt er vorwärts: In der CoronaKrise will er den Lehrbetrieb für Studierende aufrechterhalten, die Etablierung von eLearning ist an der jungen Fakultät ebenfalls Neuland, das es zu organisieren gilt.