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AUTOR DES MONATS · RECHTaktuell 3/2020

Klaus Wiedermann

Klaus Wiedermann ist Berater für Steuerberater und Vortragender. Er liebt Überraschungen und legt sein Leben insgesamt ziemlich zauberhaft an.
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Redaktion
Karin Pollack
Datum
02. März 2020

Abrakadabra und Steuerrecht


Es gibt Dinge, die sind vollkommen unglaublich. Wer zu Klaus Wiedermann in sein neues Büro am Wiener Stubenring kommt, der traut seinen Augen nicht. In einem nicht sehr großen Vorzimmer steht ein lebensgroßes, braunes Pferd. „Aus Glasfaser, dabei mache ich mir gar nichts aus Pferden und kann nicht einmal reiten“, sagt Klaus Wiedermann und genießt es, wenn seine Gäste perplex auf den schwarzen Schweif starren.

Wer sich von diesem ersten Eindruck erholt hat und das riesige Besprechungszimmer betritt, sieht schnell, dass der Hausherr hier ein Faible für Möbel aus den 1930er und 1940er-Jahren, für Luster aus Murano-Glas und allerlei Exotika hat. Der Blick fällt auf eine silberverchromte Bar, ein Jugendstil-Klavier und ein ausladendes, rotes Sofa. Mit seinen Gästen wird er auf dem schwarzen Lacktisch von Rosenthal konferieren. Konkret wird er hier seine Berufskollegen in Steuerfragen beraten, „weil das außer mir niemand macht“, sagt er.

Klaus Gregor Ludwig Wiedermann wurde 1971 in Wien geboren, wuchs in Meidling auf und ging oft in Schönbrunn mit seiner Mutter spazieren. Sie war es auch, die ihren Sohn in die Albertus-Magnus-Schule schickte. „Ich war schon ein sehr guter Schüler“, zwinkert er. Obwohl Mathematik, Physik und Philosophie seine Lieblingsfächer waren, entschied er sich für ein Studium der Rechtswissenschaften, „weil ich die Regeln kennen wollte, nach denen alles funktioniert“, sagt er. Nach Abschluss in Mindestzeit und einem Doktorat hängte er ein Studium der Betriebswirtschaft an. „Ich hatte aber sehr viel Freizeit“, versichert er. Zum einen brauchte er sie für seine Karriere als Zauberer. Bereits 1990 wurde Wiedermann österreichischer Staatsmeister in der Sparte „Manipulation“, das sind Tricks ohne Hilfsmittel. Er kann Dinge erscheinen und wieder verschwinden lassen. Zum anderen war er ein passionierter Tänzer, verbrachte seine Abende mit klassischen Paartänzen.
 

„Mein Fachgebiet ist eigentlich
die Steuergestaltungslehre“


Daneben ging Wiedermann allerdings immer seiner eigentlichen Passion nach. Er unterrichtet für sein Leben gerne und hat in so ziemlich allen wichtigen Institutionen des Landes zu steuerrechtlichen Fragen referiert. „Wäre eine akademische Laufbahn planbar gewesen, hätte ich mich wahrscheinlich für eine Uni-Karriere entschieden“, stellt er selbst klar und machte 2019 einen wichtigen Schnitt in seiner Karriere.

Er machte Schluss bei Deloitte, weil er seine „zeitliche und örtliche Selbstbestimmtheit zurückhaben wollte“. Jetzt ist er Einzelunternehmer, macht das, was er am liebsten macht, nämlich Vorträge, und versteht sich als Ideengeber für seine Berufskollegen. „Ich bin der einzige selbstständige Steuerberater ohne Finanzonline-Zugang, besitze auch kein einziges Steuerrechtsbuch in meinen Kanzleiräumlichkeiten, und was ich nicht weiß, finde ich in Google“, lacht er verschmitzt. Dafür produziert er gerne Bücher und Fachartikel. Wiedermann ist seit mehr als 20 Jahren bei MANZ als Autor und Vortragender aktiv. „Mein Fachgebiet ist eigentlich die Steuergestaltungslehre“, ordnet er sich selbst ein.

Sein jetziges Leben scheint dem Vater dreier Töchter jedenfalls Spaß zu machen. „Steuer-Bar“ heißt seine Website, die sein Stammsitz-Büro in Gablitz verortet. In seiner „Steuer-Bar“ am Stubenring will er auch in Wien „einen Raum für Gedankenaustausch und kreative Ideen schaffen“. Am runden Rosenthal-Lacktisch sollen Fragen zur Minimierung von Steuerbelastungen geklärt werden.

Als passionierter Sammler von Möbeln hat Wiedermann sich aber auch eine Ausstellungsfläche geschaffen. Nach den Besprechungen kann er seinen Kollegen auch noch ein paar Runden Roulette auf einem Original-Casinotisch anbieten oder ein paar Gin-Tonic an einer der vielen Bars ausschenken. Und wer das Büro dieser One-Man-Show dann verlässt, der wird dem Pferd im Vorzimmer beim Abschied tief in die Augen schauen.

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